Lichen sclerosus / Lichen planus
Beiden Hauterkrankungen liegt eine Fehlregulation des Immunsystems zugrunde, sie verlaufen in Schüben und sie sind NICHT infektiös. Ob es sich um sogenannte Autoimmunerkrankungen handelt, wird kontrovers diskutiert. Eine autoimmune Komponente wird angenommen. Die Unterscheidung ist dennoch wichtig, denn der LP verursacht meist stärkere Beschwerden und zeigt ein aggressiveres Fortschreiten sowie ein möglicherweise höheres Entartungsrisiko.
Der LS manifestiert in erster Linie anogenital, nur selten an der behaarten Haut und NIE an den Schleimhäuten. Eine Beteiligung der Vagina schließt einen LS aus. Das Leitsymtom des LS sind porzellanartige Plaques mit glatter Oberfläche. Bei LS-Patientinnen dominiert der Juckreiz, primär weniger der Schmerz.
Der LP stellt eine Systemerkrankung dar, die anogenital und an der extragenitalen Haut, an den ‚Schleimhäuten‘ von Vagina, Mundhöhle und Speiseröhre sowie an Finger- und Zehennägeln auftreten kann. Das klinische Bild des LP ist unruhiger mit unebener, kopfsteinplasterartiger Oberfläche. Häufig ist auch die Mundschleimhaut betroffen, wo netzartige weiße Linien, die sogenannten Wickham-Streifen, auf die Diagnose hinweisen. Auch zeigen sich verwaschene Furchen und scharf begrenzte Rötungen. LP-Patientinnen klagen vor allem über Schmerzen, Brennen, Wundgefühl und Schmerzen beim Verkehr.
Bei beiden Hauterkrankungen treten Verklebungen periklitoral und zwischen den Schamlippen auf. Ferner kommt es zu einer Schrumpfung der kleinen Schamlippen und folglich der Vulva.
Patientinnen berichten immer wieder über negative hormonelle Zusammenhänge, die rückblickend Einfluss auf die Hauterkrankungen genommen haben. Dazu zählen Beginn der monatlichen Blutungen, Einnahme der Pille, Eintritt in die Wechseljahre. Auch zyklische Beschwerden / Missempfindungen innerhalb eines Zyklus werden immer wieder beschrieben.
Die Elastizität der Haut lässt nach. Kleinste Verletzungen (Fissuren) mit großem Beschwerdepotential sind Begleiterscheinungen von Verkehr. Eine Hyperkeratose (Verhornung) ist hinweisend auf diese Krankheitsbilder, stellt aber auch schon ein Spätstadium dieser Erkrankungen dar und sollte unbedingt vermieden werden.
Die Therapie sieht eine topische (lokale), nicht systemische Behandlung mit Kortison und Fettsalbe vor. Die Kortisongabe sollte 60 Gramm pro Jahr nicht überschreiten. Also nicht nach dem Motto viel hilft viel, aber die Regelmäßigkeit. Eine Fettsalbe sollte mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Mal pro Tag aufgetragen werden. Ob die eine oder andere Patientin von Deumavan, Linola Schutz Balsam, weicher Zinkpaste oder doch eher von Hornhautsalben, die für die Füße vorgesehen sind, profitieren, empfindet jede Frau anders und sollte ausprobiert werden.
Zur unterstützenden Verbesserung der Elastizität können Dilitatoren, Dildos oder Vibratoren in verschiedenen Größen helfen. Letztgenannte und auch die Fettsalben sind keine Kassenleistung. Als ungünstig wird die Benutzung von Binden angesehen, die eine ‚feuchte Kammer‘ begünstigen. Diese wiederum lassen die Haut aufquellen und begünstigen das Krankheitsbild.
Eine Gewebeprobe ist im Frühstadium histologisch äußerst schwierig zu beurteilen. Die Diagnose wird an Hand der Klinik gestellt, die die Patientin bietet. Das wiederum setzt einen gewissen Erfahrungsschatz der Ärzte voraus.
Ein bestehender unklarer Juckreiz über einen längeren Zeitraum ohne Nachweis einer Infektion muss an das Krankheitsbild denken lassen. Eine frühzeitige Diagnosestellung mit entsprechender Behandlung ist wichtig für den weiteren Krankheitsverlauf. Auch die sich daraus entwickelnde potentielle Partnerproblematik muss im Auge behalten werden.