Gesetzliche Krebsvorsorge
Allgemeines
Gebärmutterhalskrebs und Brustkrebs gehören zu den zehn häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Die beiden Organe lassen sich auch ohne großen apparativen Aufwand sehr gut untersuchen. Deshalb besitzt die gynäkologische Krebsfrüherkennung eine besondere Bedeutung. Viele Krebserkrankungen werden im Rahmen der vorgesehenen Untersuchungen in einem frühen Stadium entdeckt, was die Heilungsaussichten erheblich verbessert.
Wer sollte zur Früherkennung gehen?
Grundsätzlich gilt: das älter werden, das Alter ist der Risikofaktor Nummer 1 für das Entstehen von Krebs. Nicht jeder Krebs aber kommt in jedem Alter gleich häufig vor. So ist z.B. der Krebs des Gebärmutterhalses / -halskanals „der“ Krebs der jungen Frau, während man bei den unter 30jährigen seltener einen Brustkrebs nachweist. Gleiches gilt für den Krebs der Gebärmutter, der wiederum nichts mit dem Gebärmutterhalskrebs zu tun hat und der sich somit bei dem Abstrich der Diagnose, einem Nachweis entzieht.
Für Frauen ab 20 empfiehlt sich die regelmäßige gynäkologische Abstrichuntersuchung (zytologische Untersuchung), um Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs zu erkennen. Zusatzuntersuchungen wie der Nachweis / der Ausschluss einer HPV- oder Chlamydieninfektion werden empfohlen.
Ab dem 30. Lebensjahr sollte der Frauenarzt zusätzlich auch die Brust untersuchen und die Frau zur Selbstuntersuchung der Brust anleiten. Zusatzuntersuchungen wie der Nachweis / der Ausschluss einer HPV- oder Chlamydieninfektion, Ultraschalluntersuchungen von Unterleib und Brust werden empfohlen.
Ab dem Alter von 50 bis 69 Jahren können Frauen alle zwei Jahre eine routinemäßige Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust) im Rahmen des gynäkologischen Früherkennungsprogramms wahrnehmen. Ab diesem Alter werden Zusatzuntersuchungen wie Ultraschalluntersuchungen von Unterleib und Brust, Knochendichtemessung und immunologischer Stuhltest empfohlen.
Wer bezahlt die Früherkennung?
Die reine gynäkologische Früherkennungsuntersuchung wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Zusatzuntersuchungen werden bezahlt bei Vorliegen einer medizinischen Indikation, einer medizinischen Notwendigkeit oder einem krankhaften Tastbefund.
Was wird untersucht?
Die gynäkologische Früherkennungsuntersuchung besteht aus mehreren Einzelabschnitten.
Anamnese
Für den Frauenarzt sind u. a. folgende Informationen zur Krebsfrüherkennung wichtig:
- Zahl der bisherigen Schwangerschaften einschließlich Fehlgeburten
- Wann war die letzte Periode (1. Tag der Blutung)
- Gibt es Auffälligkeiten wie Zwischenblutungen, Dauer- oder Schmierblutungen
- Welche Verhütungsmittel werden angewendet
- Werden sonstige Hormone eingenommen
Untersuchung
Tastuntersuchung der Brust
Wie auch bei der Selbstuntersuchung tastet der Arzt das Drüsengewebe der Brust ab um eventuelle Verhärtungen und andere knotige Veränderungen im Gewebe aufzuspüren, die einen krankhaften Befund darstellen. Außerdem untersucht er die Achselhöhlen, um festzustellen, ob Lymphknoten vergrößert sind.
Untersuchungen auf dem gynäkologischen Stuhl
Hier untersucht der Arzt im Rahmen der gynäkologischen Krebsfrüherkennung zunächst den sichtbaren Bereich der Vagina, also die großen und kleinen Schamlippen. Anschließend begutachtet er den Scheideneingang, die Scheide selbst und den Muttermund und sucht nach verdächtigen Veränderungen.
Kolposkopie
Das Kolposkop ist eine Art Lupe (Stereolupe), die es dem Arzt ermöglicht, sich den äußeren Muttermund (Zervix) und die Scheidenwände in 10- bis 40-facher Vergrößerung anzuschauen. Mit der Kolposkopie kann er auch kleinste Veränderungen auf der Schleimhaut erkennen, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind. Die Kolposkopie wird nach Bedarf in die gynäkologische Früherkennungsuntersuchung mit einbezogen.
Abstrich
Der zytologische Abstrich hat das Ziel, Gebärmutterhalskrebs so früh wie möglich zu entdecken. Bei dieser nahezu schmerzfreien Untersuchung entnimmt der Arzt mit dünnen Watteträgern und Bürsten zwei Abstriche: einen vom äußeren Gebärmuttermund und einen vom Gebärmutterhals / -halskanal. Diese Abstriche werden im Labor auf Zellveränderungen bzw. Krebsvorstufen untersucht.
PAP-Test
Die zytologische Abstrichuntersuchung nennt man nach dem griechischen Arzt Papanicolaou, der eine Klassifikation zur Einteilung der zytologischen Abstrichbefundungen aufgestellt hat. Daher kommt auch das Kürzel ‚PAP‘-Test. Die Ergebnisse des Zellabstrichs werden in verschiedene Gruppen von Pap I bis Pap V eingeteilt. Je nachdem, welches Stadium der Frauenarzt entdeckt / das Labor nachweist, sind weitere diagnostische und / oder therapeutische Maßnahmen notwendig.
PAP-Gruppe | Zellbild | Bewertung und empfohlene Maßnahme |
PAP I | Normales Zellbild | Befund negativ, es sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich |
PAP II | Normales Zellbild mit leichten entzündlichen und degenerativen Veränderungen | Befund negativ, ggf. Kontrolle nach Abklingen der Entzündung |
PAP III | Unklares Zellbild, liegt vor bei schweren entzündlichen oder degenerativen Veränderungen bzw. bei schwer regressiv veränderten Zellen, die möglicherweise von einem Karzinom stammen | Befund suspekt, nach drei Monaten wird ein Kontrollabstrich entnommen |
PAP III D | Leichte bis mittelschwere Zellveränderungen | Abstrichkontrolle nach drei Monaten, bei dauerhaftem Befund über ein Jahr weitere therapeutische Maßnahmen |
PAP IV a | Schwere Zellveränderungen, Carcinoma in situ (Vorstufe des Karzinoms) | Befund positiv, es folgt zunächst eine histologische Untersuchung (Biopsie) und die therapeutische Konisation oder Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) |
PAP IV b | Carcinoma in situ, Verdacht auf invasives Wachstum | Befund positiv, diagnostische Konisation und Abrasio (Ausschabung der Gebärmutter) |
PAP V | Zellen eines bösartigen Gebärmutterhalskrebs | Befund positiv, sofortige histologische Untersuchung, bei eindeutigem Befund entsprechende operative Eingriffe sowie nuklearmedizinische bzw. chemotherapeutische Maßnahmen |